Viele Monate beschäftigte ich mich mit Wagners Werk "Parsifal".
Die geistige Auseinandersetzung, Literaturstudien, Aufführungsbesuche und das Zeichnen von Entwürfen haben einige Zeit in Anspruch genommen, bis die eigentliche malerische Tätigkeit beginnen
konnte.
Nicht die Wiedergabe der äußeren Handlung, sondern die Aussage, den "inneren Gehalt" möchte ich durch meine Gemälde interpretieren - den Weg über das Auge wählen, um den Betrachter anzurühren.
Weckruf
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Canvas
120x100x4,5cm
2010
Bestand-Nr. 488
Gurnemanz mit den beiden schlafenden Knappen.
Beim Aufgehen des 1. Vorhangs nehmen diese die Augen des Publikums gefangen. Es ertönt der Weckruf.
Bei dieser Darstellung scheint Gurnemanz sein Augenmerk nicht nur auf die Knappen, sondern - eindringlich aus dem Bild heraus - auch auf den Betrachter zu richten
Speer, der Wunden schlägt
Fotocollage-Print, Acryl auf Leinwand
60x120cm
2010
Bestand-Nr. 492
Das Speer-Motiv trägt die ganze Leidenswelt in sich. Dem Christus am Kreuz schlug er die Wunde, was am rechten unteren Bildrand im Speergriff dargestellt wird.
Der Speer als Symbol des Schmerzes, als Werkzeug des egoistischen Ich des Menschen, findet sich in der Bildercollage, die den Speergriff darstellt wieder. Die Speerspitze schlägt Amfortas Wunde. Die
Darstellung des Körpers erinnert an den ans Kreuz geschlagene Christusleib.
Mitleid
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Leinwand
100x100x4,5cm
2011
Bestand-Nr. 493
Beim Anblick des toten Schwans wird Parsifal das Ausmaß seiner Tat bewusst. Im Zurückweichen umfasst ihn Schmerz. Er ist tief ergriffen, empfindet Mitleid.
Obwohl ihn die Heiligkeit des Haines umgibt, ist er herausgelöst aus seiner Umgebung dargestellt.
Paradies der Sinne
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Canvas
100x100x4,5cm
2009
Bestand-Nr. 491
Klingsors Zaubergarten liegt in ideeller Nachbarschaft zum Gralstempel. Der Garten ist ein Paradies der Sinne.
Für Wagner sind die Blumenmädchen reine Naturkinder, die in ihrem naiven Triebleben jenseits von "Gut und Böse" stehen, amoralisch sind wie die Natur selbst. Die Gralsburg drängt sich nicht in den
Vordergrund. Der Weg zu ihr muss gesucht und errungen werden.
Kundry
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Leinwand
100x100x4,5cm
2011
Bestand-Nr. 494
Kundrys Wesen, das in seiner Wildheit immer wieder die Gralswelt sucht, ihr helfend dient und doch, im Banne Klingsors, sie gleichzeitig ins Verderben stürzt. Ebenso trägt sie das Begierdenhafte, Kreatürlich-Sinnliche in sich. Im Zwiespalt lebend wehrt sie sich gegen ihre eigene Natur, will Gralsbotin sein.
Verwandelter Speer
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Canvas
120x100x4,5cm
2008
Bestand-Nr. 490
Parsifal in einem Innenraum, von einem Lichtstrahl aus der Höhe umfangen.
Der verwandelte Speer als Symbol für das höhere Ich des Menschen wird mit dem, die Stufen der Erkenntnis errungenen Parsifal dargestellt.
Gral
Materialcollage coloriert, Sand, Acryl, Pigment auf Canvas
80x60cm
2007
Bestand-Nr. 489
Die Welt, die Menschheit als Träger des Grals. Diese ist jedoch verdunkelt und der Gral verhüllt.
Das Ansichtigwerden der geistigen Welt - des Grals - ist dem Menschen verloren gegangen.
Es ist noch nicht möglich, eine Verbindung göttlicher Transzendenz mit der menschlichen Existenz wieder herzustellen.
Intention und Erläuterung zum Gemäldezyklus
Nach dem ersten Besuch des Bühnenweihspiels „Parsifal“ vor vielen Jahren im Nationaltheater Mannheim war ich überwältigt und sehr berührt. Ich war nicht in der Lage, die Ursachen für diese besondere Empfindung zu fassen oder gar zu benennen. Lag es an der Leistung und Ausstrahlung der Darsteller, am Bühnenbild, der Musik, der Stimmung des Publikums?
Heute bin ich der Überzeugung, es waren alle Komponenten, denen durch Wagners individuell-vollendete Ausdrucksform über das Wesen des Mythos eine solche Ausstrahlungskraft verliehen wurde. Sein
Ringen und Streben mit seiner eigenen, schöpferischen Kraft, wie er selbst schreibt, so zu wirken, dass der tiefe und verzweigte Inhalt klar und deutlich hervortritt, überträgt sich auf die Haltung
aller Beteiligten.
Richard Wagners „Parsifal“ ist ein Weg der Gralsuche mit seinen künstlerischen Fähigkeiten und seiner Kunstauffassung: das Musikdrama als Gesamtkunstwerk, dem Zusammenklang von Musik und
Dichtung.
Meine intensive Auseinandersetzung mit Hilfe von „Wagner-Literatur“, dichterischen und theoretischen Texten sowie Briefen Richard Wagners und weiterer Sekundärliteratur halfen mir bei der Annäherung
an dieses vom Karfreitagsgedanken inspirierten Werks.
Der Gemäldezyklus „Parsifal“ entstand aus dem Bedürfnis heraus, mit meinen malerischen Mitteln Szenen des Werks zu interpretieren. Dabei war es mir wichtig, dass die Spiritualität und der Geistgehalt zur Erscheinung kommen. Die Herausarbeitung und bildnerische Heraussetzung bestimmter Gedanken, die den Szenen innewohnen, lag dabei in meinem Bestreben.
Lange bewegte ich die Frage nach dem einzusetzenden Malstil. Eignet sich ein abstraktes oder gegenstandloses Bild eher zeitlose, unvergängliche Inhalte zu „transportieren“? Kann es mein Anliegen sein, dass die Bilder vielfältigen Interpretationen und natürlich auch Empfindungen ausgesetzt sind? Ist es mir überhaupt möglich, durch eine reine abstrakte Form, ohne gegenständliche Überbrückung, dem innewohnenden Aussagegehalt der Szenen gerecht zu werden?
Um der Intention und den Absichten Wagners nahe zu kommen, entschied ich mich für die figurative, gegenständliche Umsetzung, wobei sich Form und Farbe vom Naturvorbild lösen. Der Einsatz von Sand und
Wellpappe lassen die Bilder plastisch wirken.
Die Bilder sollen durch ihren symbolischen Gehalt, besonders durch die Auswahl der Farben leben.
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